Vielleicht ist der Rosenkranz gerade deshalb ein gut katholisches Gebet, weil er für sehr unterschiedliche, persönliche Wege des Betens offen ist.
Vielleicht ist der Rosenkranz gerade deshalb ein gut katholisches Gebet, weil er für sehr unterschiedliche, persönliche Wege des Betens offen ist.
Im zu Ende gehenden Monat stand in gut katholischer Tradition das Rosenkranzgebet im Mittelpunkt. Viele entdecken, gerade im Zug des boomenden Pilgerns diese meditative Gebetsform neu.
Der Oktober ist in der katholischen Tradition besonders dem Rosenkranzgebet gewidmet. Für viele Katholiken weltweit ist er bis heute das Gebet für jede Lebenslage und Jahreszeit. Für andere bleibt er eine schwierige, wenn nicht sogar „sperrige“ Angelegenheit, die sich nur mühevoll erschließt.
Formal handelt es sich um ein einfaches Gebet. Es besteht im Wesentlichen aus der rhythmischen Wiederholung der Grundgebete „Vater unser“, „Gegrüßet seist du, Maria“ und „Ehre sei dem Vater“. Ein Hilfsmittel dazu ist die gleichnamige Gebetsschnur. Damit ähnelt er verbreiteten Gebetsformen anderer christlicher und nicht christlicher Traditionen.
Entstanden ist der Rosenkranz im hohen Mittelalter. Das Stundengebet als Gebet des Volkes Gottes wurde aufgrund seines Umfangs und der unverständlich gewordenen, liturgischen Sondersprache immer mehr zum „Spezialgebet“ für Mönche und Klerus. An seine Stelle trat in mehreren Etappen die zunehmend strukturierte Rezitation von 15 Gebetseinheiten, die jeweils aus einem Vater unser, zehn „Gegrüßet seist du, Maria“ und einem „Ehre sei dem Vater“ bestehen. Alle zusammen werden auch Psalter genannt, da die 150 „Ave Maria“ den 150 Psalmen entsprechen. Besondere Verbreitung erfuhr diese Gebetsform durch den aufstrebenden Orden der Predigerbrüder des Hl. Dominikus. In der Kunst findet man daher häufig die Darstellung der überlieferten Vision des Hl. Dominikus, der den Rosenkranz direkt aus der Hand Mariens erhält.
Die größte Mühe stellt für den modernen Menschen wohl das Paradoxon eines klar strukturierten und formulierten einerseits und der ruhige mit meditativem Grundcharakter des Gebetes andererseits dar. Was objektiv einfach scheint, ist nicht selten schwer zugänglich. In Zeiten, in denen man den Wert von Achtsamkeit, Pilgern, Meditation und Stille wieder zu schätzen lernt, kann auch der Rosenkranz als spezifisch christliche Weise der Meditation entdeckt werden. Beim Beten des Rosenkranzes stehen keine großen spekulativen Leistungen im Vordergrund. Auch der oft zu hohe Anspruch, alle Gedanken und Vorstellungen möglichst loszulassen, ist nicht notwendigerweise gegeben. Es geht weder um Erleuchtung und noch weniger um die Erfüllung einer "Norm" oder gar Pflicht.
Vielleicht ist der Rosenkranz gerade deshalb ein gut katholisches Gebet, weil er für sehr unterschiedliche, persönliche Wege des Betens offen ist und sich gleichzeitig als Liturgie des Volkes Gottes eignet.