Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 10. November 2023
Ein Kleidungsstück hat ihn weltberühmt gemacht: den Heiligen Martin! Die Legende rund um seinen Mantel ist gut bekannt: Als junger römischer Offizier begegnet Martin hoch zu Ross einem frierenden Bettler vor dem Stadttor von Amiens. Kurz entschlossen teilt er mit dem Schwert seinen weiten, warmen Umhang und schenkt die Hälfte dem notleidenden Mann. Diese spontane Geste hat sein Leben verändert. Im Traum sieht er, dass Jesus der Bettler war. Seither lässt ihn die Not seiner Mitmenschen nicht mehr kalt. Er hilft, wo er kann. Die Menschen wünschen ihn daher als ihren Bischof.
Morgen ist der Gedenktag des Heiligen aus dem 4. Jahrhundert. An vielen Orten finden Martinsumzüge statt. Kinder ziehen mit selbst gebastelten Laternen durch die Straßen. Martin erinnert Groß und Klein an das Teilen mit den Anderen. Sein Leben ist ein Vorbild für uns alle. Kein Verständnis habe ich dafür, dass sein Name oft nicht mehr genannt wird. Stattdessen wird vielfach nur ein „Lichterfest“ oder „Laternenfest“ gefeiert, angeblich aus Rücksicht auf Andersgläubige. Die Haltung des Heiligen Martin ist doch für alle Menschen ein Vorbild, egal welcher Religion. Sein Beispiel tut uns allen gut!