Wiener Theologe auf "communio.de" zur Wiener Festwochen-Inszenierung: "Das Heilige anderer zu persiflieren, ist eine durchschaubare Strategie zur Aufmerksamkeitssteigerung, aber kein Kunstgütesiegel.
Der Wiener Theologe Prof. Jan-Heiner Tück hat auf der Online-Plattform "communio.de" die Inszenierung des Stücks "Sancta" von Florentina Holzinger im Rahmen der Wiener Festwochen kritisiert. Er bezeichnet die Aufführung als Beispiel für "auftrumpfende Einfallslosigkeit". Laut Tück sei es eine altbekannte, durchsichtige Methode, Aufmerksamkeit zu erregen, indem man das Heilige anderer persifliere. Dies sei jedoch kein Qualitätsmerkmal für Kunst.
Tück betonte, dass die Inszenierung wenig überraschend das Thema Kirche und Sexualität skandalisiere, was an Aktionen von Hermann Nitsch oder Paul Hindemith erinnere. Die Fixierung des Stücks auf Nonnen und Sexualität bezeichnete er als "alte Klamotte", die immer noch im Wiener Kulturbetrieb Anklang finde, obwohl "Sancta" lediglich bekannte Klischees über die repressiven Machtstrukturen klerikaler Wertvorstellungen reproduziere. Das Narrativ von Nonnen, die aus Klöstern ausbrechen, um sexuelle Befreiung zu erleben, sei "etwas schlicht".
Tück fordert eine Perspektivänderung: Angesichts der gestiegenen Sensibilität für Minderheiten sollte man sich fragen, wie sich die schrumpfende Zahl an Ordensleuten bei solchen Darstellungen fühlt. Er stellt infrage, ob die freiwillige Lebensweise dieser Menschen nicht lächerlich gemacht werde. Zudem kritisiert er, dass die Fixierung auf Sexualität und Kirche echte Skandale überdecke, wie etwa die wirtschaftliche Ausbeutung von Frauen, die ihren Körper verkaufen, oder die unwürdigen Bedingungen, unter denen Sexsklavinnen gehalten werden.
Laut Tück offenbart das Stück "Sancta" die "Doppelzüngigkeit und Heuchelei des gegenwärtigen Kulturbetriebs". Während Respekt gegenüber Minderheiten eingefordert werde, scheine es akzeptabel zu sein, das Heilige anderer zu verunglimpfen.