In Summe sind somit derzeit über 30 Millionen Seiten abrufbar, wobei wiederum jede Seite bis zu 20 Einträge aufweist.
In Summe sind somit derzeit über 30 Millionen Seiten abrufbar, wobei wiederum jede Seite bis zu 20 Einträge aufweist.
Zielgruppe sind Nutzer der Plattform und Vertreter der zahlreichen beteiligten Archive. Tagung zum Jubiläum von "Matricula" im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt mit Archiv- und Stammbaum-Experten.
Ein erstes rundes Jubiläum steht diese Tage für die "Matricula" an: Die Plattform, die die meisten kirchlichen Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher Österreichs und mittlerweile fünf weiterer Staaten im Internet abrufbar macht, wurde vor zehn Jahren gegründet. Die Initiatoren, deren Angaben zufolge das Portal das weltweit größte frei und kostenlos zugängliche seiner Art ist, laden am Samstag, 2. November ab 13.30 Uhr zu einer Festtagung ins St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt. Die Zielgruppe sind Nutzer der Plattform und Vertreter der zahlreichen beteiligten Archive.
Im Jahr 2009 stellten die Archive der Diözesen St. Pölten, Linz und Passau als erste auf Matricula ihre teils bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Matrikenbücher online. Seither stieg die Anzahl der teilnehmenden Diözesen und Archive massiv an, auf mittlerweile 30.000 verzeichnete Bücher aus knapp 4.000 Pfarren in Österreich, Deutschland, Luxemburg, Polen, Serbien und Bosnien-Herzegowina. In Summe sind somit derzeit über 30 Millionen Seiten abrufbar, wobei wiederum jede Seite bis zu 20 Einträge aufweist.
Laut Thomas Aigner, Matricula-Gründer und Leiter des St. Pöltner Diözesanarchivs, sei die Schaffung dieser Plattform "Gebot der Stunde" gewesen, aufgrund des enormen ökonomischen wie auch sozialen Nutzens: Die historischen Bücher würden geschont, viel sonst für das Ausheben von Büchern benötigte Zeit werde gespart. Eine "neue, nie dagewesene Nutzung der Bücher nicht nur durch Interessierte an Familiengeschichte, sondern ebenso von Personen aus den verschiedensten anderen Forschungsdisziplinen" sei durch Matricula entstanden, so der Historiker.
Kirchenbücher sind die "wichtigste Quelle für Familienforscher", wird in einer Aussendung des Archivnetzwerkes "Icarus" vom Dienstag Manfred Wegele, stellvertretender Vorsitzende der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände, zitiert. Die Matricula-Plattform habe wertvolle Standards gesetzt, weg von vielfältigen Datenbankangeboten mit oft ungeprüften Daten und hin zu "hochwertigen, quellenorientierten Forschungsergebnissen". In Österreich sei damit bereits flächendeckend gelungen, was in Deutschland noch ein "Fleckerlteppich" sei.
Für Familienforscher habe sich die Arbeit durch das Portal grundlegend verändert, so Wegele weiter; so sei etwa ein zeitgleicher Austausch untereinander durch das Versenden von Links zu den schwierigen Quellentexten möglich geworden, was die Aufklärung schwieriger Textpassagen und Sachverhalte wesentlich vereinfache. Zum Einsatz komme Matricula auch in VHS-Kursen - als Leseübungen, Interpretationshilfen bis hin zu Lateinkursen für interessierte Personen.
Als konkretes Beispiel wird in der Aussendung der Hobby-Familienforschers Otto Amon angeführt. Der Wiener IT-Berater hat binnen vier Jahrzehnten insgesamt 4.176 Familienangehörige ausfindig gemacht, bis hin zu seinem um 1700 lebenden Achtfach-Urgroßvater. Anfangs sei er mit Auto und Notizblock unterwegs gewesen, seit 2013 habe Matricula die Suche erheblich beschleunigt, erklärte er. Auch soziale und wirtschaftliche Verhältnisse, Zwänge der Zeit oder die früher hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit sei aus den Pfarrmatriken deutlich ablesbar, so der Stammbaum-Experte.
Hauptsprecher der Tagung am Allerseelentag ist Thomas Scharf-Wrede, Leiter des Diözesanarchivs Hildesheim, der über den "Weg in die digitale Welt aus Sicht der kirchlichen Archive" sprechen wird. Sein Passauer Fachkollege Herbert Wurster referiert über die einst ausschlaggebenden Motive seiner Diözese für die Online-Veröffentlichung, Vertreter von "Icarus4all" über Trends in der Heimat-, Familien- und Archivforschung. Neben Diskussionen und weiteren Programmpunkten gibt "Icarus"-Chef Thomas Aigner auch Ausblicke, wie Big Data künftig im Rahmen des Projekts "Time Machine Organisation" für historische Dokumente nutzbar gemacht werden.